«Sehr erfolgreiche Premierensaison mit Lexus»

    Seit fünf Jahren gibt es das Emil Frey Racing-Team, das auf international sehr bekannten Langstrecken-Kursen auf Punktejagd geht. «Klein aber oho» lautet dabei das Motto des Safenwiler Teams, das vom Enkel Emil Freys, vom 27-jährigen Lorenz Frey geführt wird. Beim Start setzte man ausschliesslich auf die Marke Jaguar, nun versuchen die Safenwiler zusätzlich auch mit dem neuen Lexus RC F GT3 ihr Glück, dies mit überraschend grossem Erfolg. Beim turbulenten Saisonfinale am vergangenen Wochenende in Barcelona lag sogar noch der Gesamtsieg für das Emil Frey Racing-Team drin. Mit den beiden Jaguar-Autos erlebte man eher eine durchzogene Saison.

    (Bilder: Emil Frey Racing Team) Der 27-jährige Lorenz Frey ist beim Emil Frey Racing Team Teamchef und gleichzeitig auch noch Fahrer.

    Mit welcher Absicht wurde das Emil Frey Racing Team im Jahre 2012 ins Leben gerufen?
    Lorenz Frey: Wir glauben, dass der Rennsport die beste Plattform bietet um die Leistungen der Fahrzeuge und unser Knowhow gegen aussen zeigen zu können. Zudem hat der Motorsport bei uns eine grosse Familientradition. Mein Grossvater fuhr Motorradrennen und mein Vater Autorennen bis zur Formel 2 und ich darf nun in der dritten Generation weiterfahren.

    Haben Sie die gesteckten Ziele bisher erreicht?
    Wir haben uns unterschiedliche Ziele gesteckt gehabt. Mit dem Lexus hatten wir ein neues Rennauto als Basis und sind in einer für uns neuen GT Serie angetreten. Ein Testjahr mit dem Ziel, möglichst viel über das Fahrzeug zu lernen, um dem Werk gute Feedbacks für Weiterentwicklungen geben zu können. Lexus hat uns ein hervorragendes Rennauto zur Verfügung gestellt und wir haben es unerwartet sehr schnell geschafft, die maximale Performance herauszuholen. Am vergangenen Wochenende hatten wir in den letzten zwei Rennen in Barcelona sogar noch die Möglichkeit, die Meisterschaft zu gewinnen. Mit den Jaguars hatten wir das Ziel, in der kompetitivsten GT Rennserie der Welt, immer unter die Top-Ten zu fahren, was wir in zwei von fünf Rennen geschafft haben.

    Wohin wollen Sie mit dem Team kommen?
    Wir haben in Safenwil auf der einten Seite den Bereich Classic Cars und auf der anderen den Bereich Racing, wo wir das langfristige Ziel haben, für Privatkunden und für Fahrzeughersteller ein renommierter und bekannter Partner zu sein. Das Rennteam sollte langfristig selbsttragend sein, sich also selbst finanzieren können. Dafür braucht man eine gewisse Auslastung und natürlich sportlichen Erfolg. Ich glaube, dass wir mit unserem neuen Rennsport-Entwicklungszentrum in Safenwil die Kapazitäten haben, dies zu schaffen.

    Sie bestreiten die Rennen mit zwei Marken, einerseits mit Jaguar und andererseits mit Lexus. Wieso haben Sie gerade diese beiden Marken ausgewählt?
    Wir haben mit Jaguar angefangen. Für uns war es ein Anliegen, Jaguar zurück in den Motorsport zu bringen. Die Verkaufszahlen hinkten den Erwartungen zurück, obwohl im Werk einiges ging. Wir wollten der Öffentlichkeit mit Auftritten im Rennsport zeigen, dass Jaguar exzellente Serienfahrzeuge baut. Für uns ist Jaguar als ältesten Importeur ausserhalb Englands natürlich sehr wichtig. Auch bei Lexus sind wir ganz fest überzeugt von der Top-Qualität der Fahrzeuge. Wir hoffen überdies, dass durch unsere Renn-Beteiligung Lexus in Europa noch bekannter wird.

    Welche der beiden Renn-Serien hat für das Emil Frey Racing Team mehr Bedeutung?
    Die International GT Open Championship, die wir mit unserem Lexus RC F GT3 bestreiten durften, war eine neue, sehr spannende und kompetitive Serie. Mit dem Jaguar GT3 fuhren wir in der für uns bekannten Blancpain GT Series.  Beide Serien geniessen bei uns den gleichen Stellenwert und sind extrem wichtig für uns.

    Team-Chef Lorenz Frey (Mitte) freut sich hier über den Besuch seiner Eltern Barbara und Walter Frey in Le Castellet.

    Sie sind bei Emil Frey Jaguar Racing und bei Emil Frey Lexus Racing Team-Chef und Fahrer. Ist das eine Doppelbelastung oder macht dies doppelt Freude?
    Klar ist es eine Doppelbelastung, doch für mich als Teamchef ist der Erfolg des Teams das wichtigste. Klar bedeutet das Fahren für mich eine grosse Freude, doch ich will damit dem Team keine Steine in den Weg legen, sondern ihm helfen. Ich versuche mich deshalb auch zu fokussieren. So fuhr ich heuer nur mit dem Jaguar Rennen und mit dem Lexus nur Tests um Feedbacks zu geben. Meine Teamkollegen sind im Gegensatz zu mir alles Profis, die jeden Tag viel Zeit haben um zu trainieren. Weil es sehr viele Renntage gab, konzentrierte ich mich deshalb auf meine wenigen Jaguar-Einsätze auf die ich mich sehr gut vorbereitete. Wäre ich auch noch mit dem Lexus Rennen gefahren, hätte ich noch viel mehr Zeit für die Vorbereitung aufbringen müssen, weil es doch ein paar neue Renn-Strecken im Terminkalender hatte, die ich noch nicht kannte. Glücklicherweise verfüge ich über ein Top-Team und mit Jürg Flach über einen Technischen Leiter, der über jahrelange Formel 1-Erfahrung verfügt. Zu ihm habe ich vollstes Vertrauen und egal ob ich nur Teamchef oder gleichzeitig auch Fahrer bin, können wir uns jeweils optimal abstimmen.

    Seit diesem Spätsommer haben Sie in Safenwil ein Emil Frey Racing Center. Gibt Ihnen dieses moderne und sehr repräsentative Rennsport-Entwicklungszentrum auf 1‘200 Quadratmetern neue Optionen?
    Dank einer baulichen Meisterleistung konnten wir dieses Rennsport-Entwicklungszentrum bereits in Empfang nehmen. Zwei, drei kleinere Sachen sind offen, die noch umgesetzt werden müssen. Danach kann es anfangs 2018 mit einem Festakt offiziell eröffnet werden. Mit dieser Rennwerkstatt haben wir beste Voraussetzungen und können mehr intern umsetzen. Zum Beispiel haben wir einen eigenen Fahrsimulator, der für das Fahrertraining und für die Fahrzeug-Abstimmungen extrem wichtig ist. Im Gegensatz zum alten Rennzentrum haben wir nun viel mehr Platz und sind als kleines Rennteam nicht mehr so von Lieferanten und Partnerschaften abhängig und somit viel flexibler, respektive schneller punkto neuen Entwicklungen.

    Hat die bisherige Rennerfahrung auch schon bei den Serienautos zur einten oder anderen konkreten Veränderung oder Verbesserung geführt?
    Absolut! Das ist extrem spannend und wichtig für die Werke, die die Autos sicherer, schneller und Verbrauchsarmer machen. Im Motorsport kann man gewisse Komponenten in Extremis testen mit Belastungen, die ein Auto im normalen Strassengebrauch gar nie auszuhalten hat. Man hat da einen regen Wissensaustausch mit den Werken, der schon zu vielen solchen Verbesserungen geführt hat.

    Wie viele Leute stehen fürs Emil Frey Racing Team gesamthaft im Einsatz?
    Wir haben 25 Festangestellte im Renn-Team, arbeiten  an Test- oder Rennwochenenden noch zusätzlich mit Freelancern zusammen. So stehen an einem 24-Stunden-Rennen bis zu 55 Leute im Einsatz. Im Vergleich zu werksunterstützten Teams stellen wir da eine kleine Truppe dar. Wir haben aber sehr kompetente Teammitglieder und kurze Entscheidungswege, was uns trotzdem ermöglicht, auf diesem Top-Niveau mitfahren und mithalten zu können.

    Mit dem Jaguar GT3 scheinen Sie Fuss gefasst zu haben. Bei Lexus war es mehr oder weniger ein Testjahr. Machen Sie beidenorts weiter nächste Saison?
    Das Interesse ist ganz sicher da, dass es weitergeht. Es sind verschiedenste Gespräche und Verhandlungen am Laufen, wie es nächstes Jahr weitergeht. Mit was und mit wem wir weiterfahren, muss in den nächsten Wochen geklärt werden, damit wir eine saubere Vorbereitung auf die nächste Saison in Angriff nehmen können.

    Die Endurance-Cup-Rennen der Blancpain GT Series, bei der das Emil Frey Racing Team mit zwei GT3 Jaguars im Einsatz steht, gilt als härteste, attraktivste und spektakulärste GT-Rennserie der Welt. Weshalb eigentlich?
    An einem Rennen sind bis zu 65 GT3-Fahrzeuge von verschiedenen Herstellern im Einsatz. Meistens sind in einem Qualifying die besten 20 bis 30 Autos innerhalb einer Sekunde klassiert. Die besten Fahrer und die besten Teams sind in dieser Serie vertreten. Auf den verschiedenen Rennkursen gibt es viele Überholmanöver. Zusätzlich erkennen die Fans immer noch die Marke, wissen also, dass es ein Jaguar, ein Lexus, ein Porsche oder ein Audi ist. Alles Beispiele dafür, weshalb diese Serie so kompetitiv, attraktiv und einmalig ist.

    Sie gingen dabei in der PRO-Kategorie, also in der Königsklasse, an den Start. Dies erst noch als einziger privater GT3-Fahrzeughersteller. Welche Vorteile und Nachteile hat das?
    Wir wollen uns mit den Besten messen. Man weiss auf höchstem Niveau genau, wo man steht, was man gut macht und wo man sich noch verbessern muss. In der PRO-Kategorie haben wir keine Vorgaben bezüglich Konstellationen. Somit können wir die Fahrerzusammenstellung so machen wie wir es für am Besten halten.

    Nach welchen Kriterien wählen Sie die Fahrer bei den Teams aus?
    Fahrer müssen heutzutage sehr viel mit sich bringen. Für ein Schweizer Rennteam ist es am schönsten mit Schweizer Rennfahrern zusammenzuarbeiten. Um zu unserem Team zu gehören, muss ein Fahrer sehr schnell fahren können, konstant sein, ein Teamplayer sein, muss gute Feedbacks zum Fahrverhalten geben können, in seinem Auftritt gut sein und er sollte auch mehrsprachig sein. Er darf aber vor allem keine unüberlegten Aktionen machen im Rennen, denn im Gegensatz zu anderen Teams haben wir nicht mehrere Autos zur Verfügung.

    Sie haben auch ehemalige Formel 1-Fahrer im Team, so etwa den Oesterreicher Christian Klien. Fördert dies die Aufmerksamkeit Ihres Teams oder holen Sie solche Cracks, damit sie die anderen Team-Mitglieder weiterbringen?
    Top-Cracks wie etwa Christian Klien bringen das ganze Team weiter. Bei ehemaligen Formel 1-Fahrern muss man jedoch immer ein wenig aufpassen, da sie oft Einzelkämpfer sein mussten um sich durchsetzen zu können. Klien ist aber zum Glück nicht nur ein sehr schneller Fahrer, sondern auch ein absoluter Teamplayer, der alle anderen Fahrer des Teams und das technische Team unterstützt, wo er nur kann.

    Sie feierten im letzten Rennen der Saison in Barcelona einen tollen Sieg im Lexus für das Emil Frey Racing-Team: Albert Costa Balboa (links) und Philipp Frommenwiler.

    Wie gesagt hatte das Emil Frey Racing Team zwei Jaguar GT3 im Einsatz. Im Team mit der Startnummer 14 waren sie als Teamchef, der Spanier Albert Costa Balboa und er Monegasse Stéphane Ortelli im Einsatz. Im Schwesterauto mit der Nummer 114 kämpften der Oesterreicher Christian Klien, der Schweizer Jonathan Hirschi und der frühere deutsche AMG-Pilot Marco Seefried um Punkte. Insgesamt standen mit Monza (ITA), Silverstone (GBR), Le Castellet (FRA), Spa-Francorchamps (BEL) und Barcelona (ESP) fünf Langdistanz-Rennen (jeweils 3, 6 oder 24 Stunden Fahrzeit) auf dem Programm. Beim Saisonfinale wurden in einem Feld bestehend aus 60 Autos die Plätze 10 und 11 erreicht. Sind Sie mit der Saison zufrieden?
    Wir hatten eine durchzogene Saison. Das Ziel unter die Top-Ten zu kommen haben wir in fünf Rennen nur zweimal erreicht. Wir hatten sehr viel Pech, führten ein paar Rennen an, hatten dann aber unerwartete Reifenschäden oder Motorenprobleme. Vom Speed und vom Fahrerkönnen her konnten wir stets vorne mithalten, doch die Technik und die Reifen machten uns zu oft einen Strich durch die Rechnung.

    Im International GT Open Championship ging am vergangenen Wochenende das 7. und letzte Renn-Wochenende mit dem Lexus RC F GT3 über die Bühne. Nach Estoril (POR), Spa (BEL), Le Castellet (FRA), Hungaroring (HUN), Silverstone (GBR), Monza (ITA) führte die Reise nach Barcelona (ESP) zum Saisonfinale. Nach zwei turbulenten Rennen konnte Ihr Team in der Driver’s Championship Platz 3 verteidigen. Dem Team gehören nebst Ihnen die Fahrer Albert Costa Balboa und der Ostschweizer Philipp Frommenwiler, ehemaliger Porsche-Mobil1-Supercup-Pilot, an. Wie sind Sie mit der Saison beim Emil Frey Lexus Racing Team zufrieden?
    Für uns war es eine neue Renn-Serie, erst noch mit einem komplett neuen Fahrzeug. Mit drei Pole-Positions, vier Siegen und mehreren Podestplätzen haben wir unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Das ist ein riesiger Erfolg, der uns sehr stolz macht. Die fünf weiteren Lexus, die auf der Welt eingesetzt werden, konnten keine solchen Erfolge feiern. Wir hatten das Fahrzeug sehr schnell im Griff, sowohl punkto Set-up und Fahrverhalten. Unsere Fahrer machten einen tollen Job bisher. Ins erste Rennen in Barcelona starteten wir aus der Pole-Position. Es war ein turbulentes Rennen mit Hochs und Tiefs. Nach einem Lamborghini-Manöver an der Grenze des Vertretbaren musste unser Lexus mit einem Getriebeschaden aufgeben. Ins zweite Rennen in Barcelona stiegen wir auf Platz 5 der Fahrerwertung. Mit einem tollen Sieg beim Saisonfinale konnten wir schliesslich unser Minimalziel, den angestrebten 3. Platz, wieder zurückerobern.

    Das Lexus-Fahrer-Trio stand ja gleichzeitig mit einem Jaguar-Auto in der anderen Serie im Einsatz. War diese Doppelbelastung nicht zu gross?
    Wir hatten für Jaguar und Lexus zwei separate Einsatzteams. Die Lexus-Mitarbeitet konzentrierten sich auf Lexus und die Jaguar-Mitarbeiter auf Jaguar. Während der Saison hatten wir terminlich nur eine Überschneidung, wo wir am gleichen Wochenende an zwei verschiedenen Orten gefahren sind. Da ich mich auf Jaguar konzentriert habe und Philipp Frommenwiler nur Einsätze für Lexus hatte, stellte sich die Frage der Doppelbelastung bei den Fahrern nur für Albert Costa Balboa.

     

    Interview: Raphael Galliker

    Mehr Infos unter www.emilfreyracing.com

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